Viele Trader setzen auf einfache Ideen. Eine der bekanntesten: Wenn der Markt mit einem Gap eröffnet – also mit einem Kurs oberhalb oder unterhalb des Vortagesschlusses – wird diese Kurslücke im Laufe des Tages oft wieder geschlossen. Die sogenannte „Gap & Close“-Strategie basiert genau auf dieser Annahme. Doch funktioniert das wirklich? Zunächst schauen wir uns nochmal die Verteilung der Gap Ups und Gap Downs für die US Indizes an. Hierbei konzentrieren wir uns auf die ETF SPY, QQQ und DIA.
Wie in den Diagrammen zu erkennen ist, ist die Gap Struktur unterschiedlich je nach Indizes. Wie zu erwarten zeigt der QQQ (ETF auf den Nasdaq) die größten Gaps auf. Sowohl auf der Gap Up als auch auf der Gap Down Seite. Im unteren Teil der Grafiken sind jeweils die Wahrscheinlichkeiten, dass es zu einem Gap Close kommt in Abhängigkeit der Intervalle, dargestellt. Die Wahrscheinlichkeit nimmt mit der Gap-Größe ab. Werte jenseits von 2% Gap-Größe sind nicht mehr relevant, da die Anzahl dieser Gaps auf die letzten 25 Jahre gesehen im einstelligen Bereich liegt und somit nicht signifikant ist.
Kommen wir nun zu der eigentlichen Fragestellung in diesem Artikel. „Funktionieren Gap-Close Strategien für die ETF Indizes“. Um diese Frage zu beantworten, habe ich zwei Varianten dieser Strategie systematisch getestet:
Der Test wurde auf den drei großen US-Indizes durchgeführt:
Der Backtest erstreckte sich über 25 Jahre (2000–2025), basierend auf Tageskerzen. Jeder Trade wurde zu Börsenbeginn eröffnet und nach klar definierten Regeln geschlossen. Die Analyse wurde mit Python durchgeführt und die Daten stammen von Yahoo Finance via API-Call. Kommen wir nun zu den Regeln.
💡 Warum 0,05 % Kosten?
Gerade bei Gap-Strategien ist es extrem unwahrscheinlich, den Eröffnungskurs exakt zu bekommen. Die ersten Sekunden nach Handelsstart sind oft von hoher Volatilität und geringer Ausführungstreue geprägt. Die pauschalen 0,05 % decken deshalb sowohl Spread als auch Slippage und Kommission realistisch ab. Natürlich muss man anschließend nochmal einen Stresstest durchführen und herausarbeiten, ab welchen Kosten die Strategie kollabieren würde. Ein Anschließender Live-Test würde dann real bestätigen, ob die Annahme der Kosten realisitisch war oder nicht. Aber zunächst müssen wir prüfen, ob in diesem Ansatz überhaupt Potential liegt.
Beim Long-Setup wurde ein Trade eröffnet, sobald der Eröffnungskurs unter dem Vortagesschluss lag. Die Position wurde sofort geschlossen, sobald der Kurs das Gap geschlossen hatte – oder spätestens zum Tagesende.
Die folgenden Kennzahlen zeigen die Performance bei 100.000 € Startkapital je ETF:
ETF | Trades | Trefferquote | Ø Gewinner | Ø Verlierer | Profit Faktor | CAGR | Max. Drawdown | Sharpe |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
SPY | 2542 | 66.7 % | +0.31 % | –0.63 % | 0.99 | –0.55 % | –42.67 % | –0.04 |
QQQ | 2443 | 68.24 % | +0.40 % | –0.94 % | 0.91 | –3.22% | –62.38% | –0.30 |
DIA | 2565 | 62.96 % | +0.30 % | –0.62 % | 0.81 | –4.98 % | –73.44 % | –0.69 |
Wie anhand der Tabelle zu erkennen ist, ist die Strategie bei allen drei ETFs nicht erfolgreich. Dies wird durch einen Profit Faktor kleiner 1 sowie das negative CAGR ( Compound Annual Growth Rate) sowie das negative Sharpe-Ratio sichtbar. Trotz einer recht hohen Trefferquot funktioniert dieser Ansatz nicht. Dies liegt darin begründet, dass die Verlusttrades mit einer Größe von -0,63% bis -0,94% mehr als doppelt so groß sind wie die Gewinner-Trades mit ca. 0,3% bis 0,4%. Schauen wir uns als nächstes die Short Seite an.
Beim Short-Setup wurde ein Trade eröffnet, wenn der Markt mit einem Gap Up eröffnete. Ziel war es, von einem Gap-Close durch fallende Kurse zu profitieren – auch hier mit sofortigem Exit bei Gap-Schließung oder spätestens zum Tagesende.
ETF | Trades | Trefferquote | Ø Gewinner | Ø Verlierer | Profit Faktor | CAGR | Max. Drawdown | Sharpe |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
SPY | 2955 | 61.46 % | +0.27 % | –0.50 % | 0.87 | –3.38 % | –65.35 % | –0.54 |
QQQ | 2915 | 65.69 % | +0.33 % | –0.73 % | 0.87 | –4.27 % | –78.51 % | –0.51 |
DIA | 2940 | 59.97 % | +0.25 % | –0.51 % | 0.74 | –6.72 % | –83.35 % | –1.12 |
Auch hier zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, wobei die Ergebnisse nochmal deutlich schlechter sind, verglichen mit der Long-Strategie. Dies liegt darin begründet, dass Indizes langfristig gesehen steigen und sich wenig sinnvolle Gelegenheiten bieten hier erfolgreich Short-Trades zu platzieren.
Eventuell könnten die Ergebnisse verbessert werden, wenn ein Markt-Filter genutzt wird, der entscheidet, ob der Markt gerade Long oder Short ausgerichtet ist. Ein beliebtes Mittel ist hierbei die Nutzung eines Moving Average (beispielsweise EMA200). Die Nutzung eines solchen Filters, so dass Long-Trades nur erlaubt sind, wenn der Kurs oberhalb des EMA200 liegt und Short-Trades nur, wenn der Kurs sich darunter befindet, führt zu einer kleinen Verbesserung, aber nicht grundsätzlich zu einem profitabeln Ansatz. Auch mit diesem zusätzlichen Kriterium, bleibt der Ansatz nicht profitabel.
Um mehr Einblick in die Strategie zu bekommen, habe ich eine Analyse über die Gap-Größen und Nutzung unterschiedlicher EMAs durchgeführt. So erhält man einen detailierten Einblick in potentieller profitable Felder. Grundsätzlich wäre der Gedanke, dass eine Gap-Close Strategie besonders gut für kleine Gaps funktionieren müsste. Also Gaps die größer als beispielsweise 0,6% sind, sollten zu schlechteren Ergebnissen führen. Warum? Bei größeren Gaps liegt mehr Impuls in eine Richtung vor und die Wahrscheinlichkeit, dass das Gap geschlossen wird sinkt. Dies haben wir auch bereits in der oberen Analyse zu Gap Ups und Dows gesehen. Die Schließungswahrscheinlichkeit sinkt mit größer werdenen Gaps.
Ich habe getestet, ob bestimmte Gap-Größen (z. B. nur mittelgroße Gaps) bessere Ergebnisse liefern. In 0,2 %-Schritten wurde der Gap-Bereich in Kombinationen unterteilt. Weder kleine noch große Gaps führten systematisch zu besseren Resultaten. Bezüglich des EMAs wurden wurden 6 EMA-Perioden (EMA5, EMA25, EMA50, EMA100, EMA150, EMA200) getestet. Als Bewertungsgröße wurde der Profit-Faktor herangezogen und in Form von Heat-Maps dargestellt.
Hier mal ein Beispiel einer Heat-Map. x- und y-Achse definieren den jeweiligen Gap-Bereich und die Zahl in dem jeweiligen Kästchen entspricht dem Profit-Faktor. Der genutzte EMA steht in der Überschrift (hier EMA100). Beispielsweise ergibt eine Strategie bei der nur Gap Downs zw. -0,2% und -1,0% inkl. eines EMA100 betrachtet werden, einen Profit Faktor von 0,95. Die meisten dieser Felder und somit Profit-Faktoren sind kleiner als 1.
Der ein oder andere mag jetzt sagen, was ist denn mit dem PF von 2,03. Das sieht doch gut aus. Hier sind wir aber wieder in einem Gap Bereich wo wir kaum Trades haben (ca. 40 Stück auf 25 Jahre gerechnet). Somit sind diese Bereich uninteressant.
In Summe haben wir uns (3 Indizes x 6 EMAs=) 18 Heat-Maps für die Long-Strategie und 18 für die Short-Strategie angeschaut und analysiert. In keinem dieser Szenarien ist eine Kombination dabei, welche zu einem brauchbaren Ergebnis führt.
Basieren auf diesen Untersuchungen lässt sich für uns kein sinnvoller Ansatzpunkt finden eine Gap&Close Strategie bei den Indizes weiter zu verfolgen. Es mag Strategien unter Verwendung weitere Filter und Kriterien geben, die erfolgreich sein könnten. Beispielsweise haben wir auch festgestellt, dass die Wochentage einen messbaren Einfluss darauf haben, ob Gaps geschlossen werden oder nicht. Mittwoch und Donnerstag sind Tage mit signifikant höherem Potential. Jedoch bezüglich unsere Untersuchung nicht groß genug. Wichtig zu wissen ist, dass je mehr Kriterien man nutzt, desto eher driftet man in die Richtung von Overfitting.
Im nächsten Schritt teste ich die Gegenstrategie: Gap & Go – also Momentum in Richtung des Gaps. Vielleicht liegt hier die echte Chance? 👉 Wenn du den nächsten Beitrag nicht verpassen willst, folge mir hier oder abonniere den Newsletter.
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